Ein Waldkirchner ebnet die Erfolgsspur

Daniel Nigl ist Vorspringer auf der Olympia-Schanze – und beim Silbertriumph der deutschen „Adler“ live dabei

erschienen in: Passauer Neuen Presse, Lokalteil Waldkirchen

Waldkirchen/Vancouver. Als am Montag die deutsche Skisprung-Mannschaft um den Rastbüchler Michael Uhrmann auf den umjubelten zweiten Platz flog, da war ein Waldkirchner mittendrin statt nur dabei: Der 21-jährige Daniel Nigl ist Vorspringer bei den olympischen Spielen in Vancouver – und bereitete damit gewissermaßen die Silberspur für die „DSV-Adler“. „Vor dieser Kulisse ist das Springen natürlich der Hammer“, meint er begeistert, wenn er von den Stadien spricht, in die 12 000 Menschen passen. Und wenn dann noch dazu die Deutschen vorn dabei sind, dann ist die Freude doppelt groß.

daniel2Daniel Nigl sprang bei den Wettbewerben der Spezialspringer, die am Montag zu Ende gingen, und ist auch bei den Nordisch-Kombinierern im Einsatz, deren Wettkampf bis Donnerstag läuft. Nigl ist so etwas wie ein Testpilot: Vorspringer wie er testen die Windbedingungen oder machen nach Schneefall die Anlaufspur wieder frei. Und das durchaus mit Schneid: Der Schanzenrekord der großen Schanze im Whistler Olympic Park liegt bei 149 Meter – 140 Meter hat Nigl dort schon geschafft, allerdings mit längerem Anlauf als die Weltklasse. Rund hundert Mal fuhr der Waldkirchner bisher während Olympia die Schanzen runter.

Mit 13 Jahren hat der schlaksige junge Mann mit dem Skispringen begonnen: „Ich mach den Sport also jetzt ziemlich genau acht Jahr lang.“ Nach einer Ausbildung zum Werkzeugmechaniker arbeitet er jetzt als Maschinenbediener und macht eine Weiterbildung zum Techniker. Wenn Nigl sich in seiner Freizeit nicht gerade Schanzen runterstürzt, ist er Sänger der Waldkirchner Band „The Stringers“. Selbst bezeichnet der 21-Jährige sich als Hobbyspringer.

Seit letztem Winter ist der Waldkirchner nur mehr als Vorspringer zu den Austragungsorten unterwegs. Bei den vergangenen beiden Vier-Schanzen-Turnieren war er in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen auf dem Balken. Am Kulm in Bad Mitterndorf gelang ihm sein bislang weitester Sprung: 204 Meter. „Dort hatte ich das Glück, dass sie noch Leute für Vancouver gesucht haben.“ Er bewarb sich – und wurde genommen.

Olympia ist aber nicht das erste Mal, dass der Schlaks wegen seines außergewöhnlichen Hobbys in der Welt herumkommt. Im letzten Jahr verbrachte er drei Wochen in Südkorea, wo er gemeinsam mit anderen Springern in einem Kinofilm mitgespielt hat. „Meine Sprünge wurden sogar verwendet. Denn ich habe den Film später gesehen.“ Der Film sei sogar auf Platz eins der koreanischen Kinocharts gewesen.

Untergebracht sind die Vorspringer gemeinsam mit den freiwilligen Helfern etwas abseits vom Geschehen auf einem Kreuzfahrtschiff. Ein bisschen enttäuscht scheint er darüber zu sein, dass er nicht bei den Athleten wohnen darf. „Aber mittlerweile ist das in Ordnung, weil wir ein eigenes Auto bekommen haben.“

Nigl und seine Kollegen können sich gratis die Wettbewerbe in Langlauf, Biathlon und Nordische Kombination ansehen und bekommen so viel von der olympischen Stimmung mit. Die war jedoch einmal getrübt: „Als der Rodler gestorben ist, war das das Gesprächsthema Nummer eins hier in Whistler. Das war schon ziemlich schockierend.“ Doch sonst sei die Stimmung toll: „Vor allem, wenn die Kanadier am Start sind, geht’s richtig ab“ – und aus deutscher Sicht natürlich nach dem Silbertriumph der Skispringer vom Montag, bei dem er live dabei war, ebenso wie bei der Feier im Deutschen Haus.

2 Kommentare

Martin 26. Februar 2010 Antworten

Eigentlich stehen die Vorspringer im Hintergrund. Ich finde es toll, dass sie in diesem Artikel auch einmal die Beachtung bekommen die sie eigentlich verdienen. Es ist ja nicht nur Daniel Nigl der diese Rolle übernimmt, sondern auch viele andere die mit Ihrem Einsatz dafür sorgen das die Springer die Leistungen erbringen können die von Ihnen erwartet werden. Ohne die Vorspringer, die die Spuren bei schlechtem Wetter von Schnee frei halten oder auch einfahren, könnten auch die Springer nicht so gleichmäßig Ihre Wettbewerbe abhalten.

Katharina 2. März 2010 Antworten

Ja, das stimmt. Oft müssen die Vorspringer ran, wenn es am gefährlichsten ist oder besonders schlechte Bedingungen herrschen

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