Lesenswertes: So schauts aus! (In den USA und in Gesichtern)

“Mein armes Amerika” – Die USA strahlen den Charme des Heruntergekommen aus. New York ist verrostet, die Straßenzüge rund um die U-Bahn-Station Tenleytown in Washington, zwischen einer katholischen Kirche, einer Handvoll Fast-Food-Restaurants und dem Campus lebt eine Gruppe von Obdachlose. Das Ticket schon beim Betreten einer U-Bahn-Station vorzeigen müssen, und vielleicht sogar auch nochmal beim Hinausgehen, ist eine wirksame Methode, sich das Gesindel vom Hals zu halten. Das aber trotzdem so nah wie möglich an den Schächten und den Rolltreppen und Aufgängen steht, denn es kommt warme Luft raus. In L.A. ist es wenigstens durchgehend einigermaßen warm. Nur Dreck und Geruch entlarvte einen jungen Kerl dort, sonst hätt’s auch ein besonders nachlässig gekleideter Jung-Schauspieler im Layer-Look sein können.

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Nach Los Angeles zieht auch die deutsche Autorin Jana Simon mit Familie und berichtet im Zeit-Magazin was sie sieht. Und das ist oft heruntergekommen und verwahrlost, irgendwie nah am Kollaps.

Je länger ich in den Vereinigten Staaten, in Los Angeles, bin, desto mehr bekomme ich das Gefühl, dass eine Gemeinschaft, wie ich sie kenne, hier nicht mehr existiert. Die amerikanische Idee basierte immer auf der Freiheit des Einzelnen, nicht auf Gleichheit, nicht auf Solidarität. Das funktioniert, solange es dem Land gut geht. Wenn es in eine Krise gerät, wie jetzt, pervertiert dieses Freiheitsprinzip. Das soziale Gewissen wird ausgelagert, privaten Stiftungen und Wohltätigkeitsvereinen überlassen.

Los Angeles ist eine Ansammlung von Individuen, die nebeneinanderher leben. Das Zentrum des Narzissmus.

Sie schreibt über absurden Behördenkram und diese Schecks, mit denen dort noch wirklich alltägliche Zahlungen durchgeführt werden. Und Kredite:

Wir haben Kontoauszüge, Arbeitsverträge und Gehaltszahlungen vorgelegt, aber wir haben keine Schulden und sind deshalb aus amerikanischer Sicht nicht vertrauenswürdig.

Vielleicht ist es aber auch nicht so dramatisch:

Vielleicht überreagiere ich, vielleicht fördert dieses Land auch einfach Extreme.

How Darwin’s Photos of Human Emotions Changed Visual Culture” – Der Darwin hat ja auch so allerhand gemacht. So auch, wie ich vor etwa einer halben Stunde erfuhr, menschliche Emotionen erforscht, mit dem damals letzten Schrei der Technik. Ein Fotograf machte Bilder für ihn von Gesichtern, die er dann auswertete. Denn natürlich konnte jedes Foto, das in einem Sekundenbruchteil die Emotion viel besser darstellen, als jede Malerei, die deutlich länger braucht.

* Das Bild ist seit Januar das Hintergrundbild meines Mp3-Players.

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