John Irving: „Last Night in Twisted River“

Frägt man mich, wer mein Lieblingsautor sei, antworte ich seit Jahren mit: „John Irving“. Denn ich habe die meisten seiner Bücher gelesen und die absurden Geschichten haben mir gefallen. Und sein Foto auf der Umschlagseite erinnert mich an meinen Opa. Deshalb hatte ich mir „Last Night in Twisted River“ in der englischen Orginialversion gekauft, weil ich nicht warten wollte, bis es in Deutschland auf den Markt kommt – und dann hat es drei Jahre und Bücherregale in drei verschiedenen Wohnungen gebraucht bis ich es gelesen hatte.

Das Problem war der Anfang. Zweimal habe ich mich ein paar Seiten vorgekämpft, und es dann doch zur Seite gelegt. Obwohl ich ja eigentlich wusste, dass mir die Gesichte taugen dürfte, schließlich stand auf dem Cover „a typical Irving“. Der Roman startet in den 1950er Jahren in einem Holzfällercamp in Neuengland. Dort wird ausführlich in Holzfällerfachtermini das Setting eingeführt. Auf jeder Seite Wörter, die ich nicht verstand, und von denen ich wusste, dass ich sie nie brauchen würde. Erst als das zentrale Unglück passierte – ein zwölfjähriger Junge erschlägt die Küchenhilfe, denn er glaubt ein Bär habe seinen Vater, den Koch, angefallen, doch die dicke, langhaarige Frau und sein Vater haben nur Sex – macht mir die Sprache nichts mehr aus. Denn noch in der gleichen Nacht flüchten Vater und Sohn aus dem Wald nach Bosten. Vorbei mit dem Holzfällerslang!

Und tatsächlich: Die Geschichte ist ein typischer Irving. Bestimmte Motive erkennt man aus anderen Büchern (Der Bär!), andere gibt es nur im Buch und tauchen über die sechs Jahrzehnte, die sich die Geschichte spannt, immer wieder auf. Vater und Sohn müssen immer wieder weiterziehen, denn der „Constable“, der damalige Freund der getöteten will Rache (nicht wegen der Toten, sondern weil sie einen anderen hatte). Und dann ist da noch Ketchum: Der beste Freund von beiden, Vater und Sohn. Der Sohn wird Schriftsteller, der Vater arbeitet als Koch, Ketchum bleibt in den Wäldern und ist die eigentliche Hauptperson.

„Last Night in Twisted River“ ist sicherlich nicht Irvings spektakulärster Roman (hinsichtlich der Abstrusität) , aber eine Geschichte, die mit steigender Seitenzahl immer besser wird, denn Irving kann verdammt gut erzählen.

Schreibe einen Kommentar