Jeder! Gibt! Immer! Das! Beste!

„Jeder gibt immer das Beste“: Von diesem Satz ausgehend erläutert Sabria David im Essay „Die Grenzen der Beschleunigung“ die Mechanismen, die in der Arbeitswelt hinter den ständig geforderten Maximalleistungen stehen. Wenn jeder immer das Beste gibt, führt das aber nicht zwangsläufig zum besten Ergebnis.

Zum Beispiel Microsoft: Dort werden Mitarbeiter benotet und es muss einen bestimmten Anteil geben, der schlecht ist. Die Folge ist eine …

(…) destruktive Wirkung auf das Unternehmen selbst: Der interne Konkurrenzkampf behindere eine kooperative, konstruktive Zusammenarbeit. Je besser das Team, umso schlechter das eigene Ranking. Projekte von Kollegen würden sabotiert anstatt unterstützt, Informationen zurückgehalten. Der Anreiz, mit anderen brillanten Programmierern zusammenzuarbeiten und brillante Ideen zu realisieren, gehe verloren. Sein Fazit: „In the end, the stack-ranking system crippled the ability to innovate at Microsoft“.

Anderes Beispiel aus dem Text: Ein Projekt muss unter Extrembedingungen durchgeführt werden, alles klappt und genau diese Bedingungen werden dann als Benchmark gesetzt. Das ähnelt dem System der Regelstudienzeit, die ursprünglich als Mindest-Studienzeit festgelegt wurde, inzwischen aber eine Höchst-Semesteranzahl darstellt: „Somit wird etwas, das eigentlich als Minimum zu verstehen ist, in das Maximum umgedeutet“, steht im Neusprech-Blog, der das Problem ganz schön darlegt. 

Vom Studium zurück in die Arbeitswelt: Der „Jeder immer gibt immer das Beste“-Anspruch ähnelt in seinem Grundprinzip dem Allmende-Problem, bei dem eine effiziente Allkokation nicht erreicht wird. Denn der Einzelne holt aus dem  Gut das für sich persönlich Maximale heraus, doch das ist größer als die optimale Menge (von was auch immer). Es droht daher Übernutzung. Eine Optimierung sollte daher nicht über dem individuellen, sondern dem kollektiven Nutzen erfolgen.

Genau diese Lösung bietet auch David in dem Text: „Jeder handelt so, wie es für das Gesamte am besten ist“.

Schlussanekdote:

Gestern war ich beim Globus-Baumarkt. Mitarbeiter bei den Infoständen sollen dort auf den Bildschirmschonern mit Sinnsprüchen motiviert werden, die zweierlei bewirken:

1. Ein Befremden, dass diese Hinweise überhaupt notwendig sind.

2. Ein Amüsieren darüber, dass die wichtigsten Stellen in Anführungsstriche stehen, die damit der ganzen Aussage einen ironischen Touch verleihen.

Zum Beispiel:

  • Wir verkaufen zum „richtigen“ Preis.
  • Wir sorgen „immer“ für Sauberkeit und Ordnung.
  • Wir bestellen „alles“, was der Kunde will.

Leider hatte ich kein Handy zum Fotografieren mit.

Schreibe einen Kommentar