4 Aspekte zum Redesign der New York Times

Die New York Times ist immer noch das Maß aller Dinge im Onlinejournalismus. Kein Wunder, dass das Redesign lang erwartet wurde. Die Knight Mozilla Open News hat sich mit dem Team unterhalten, das für die Veränderungen verwantwortlich ist. Die deutsche Version des Textes gibt bei den netzpiloten. Dazu vier Aspekte.

1) Content is King

Ein neues Design für die Webseite ist nicht nur die grafische Gestaltung, sondern – meiner Meinungs sogar noch wichtiger – die Organisation der Inhalte. Im Interview wird nicht genauer darauf eingegangen, doch auch so wird klar, dass ohne gutes Content Management System und eine damit verbundene Content Strategy der inoffizielle Titel der besten Onlinepublikation nicht zu halten sein wird:

„The biggest “design” challenge is our own internal process and structure. Our website is where our newsroom’s editorial needs, meet our business goals and requirements, meet our reader’s goals and desires. There’s some overlap, but usually there is a compromise to be made.“

2) Keine Pagination

Wir kennen alle sinnlose Klickstrecken. Besonders negativ fällt mir immer wieder die Mittelbayerische Zeitung auf, die Leser zwingt, weiter zu klicken – und dann gibt es nur mehr einen kleinen Absatz. Reine Schickane. Die Entscheidung der New York Times, darauf zu verzichten, Artikel auf mehreren Seiten zu stückeln ist in Verbindung mit den neuen native ads ein klares Zeichen: Weg von Page Impressions getriebener Werbefinanzierung hin zu sponsored posts, die mehr Geld bringen sollen. Dass die Usability besser wird, ist ein positiver Nebeneffekt.

3) Kommentare nicht mehr unter dem Text

Die Leserkommentare hat die NYT von der klassischen Position unter dem Text nach rechts verfrachtet. Das ist ganz ähnlich wie bei Quartz und Medium – und doch nicht: Denn bei Quartz und Medium können einzelne Absätze kommentiert werden. Die Position der Kommentare zu veränden hat meiner Meinung nach vor allem einen Grund: Der wertvolle Platz direkt unter dem Text kann besser genutzt werden. Und zwar indem Leser weitere Artikel schmackhaft gemacht werden sollen.

4) Neue Web-App

Die New York Times hat zeitgleich mit der Webseite auch eine Web-App namens „Today’s paper“ gelauncht. Auch dazu gab es ein Interview bei Knight Mozilla Open News

. Diese ist etwas untergegangen, wahrscheinlich auch, weil sie ohne Abo nicht besucht werden kann. Das Besondere an der App: Nach einem Artikel soll auf der Webseite gleich der nächste beginnen (=inifinite scrolling), ähnlich wie bei quartz.

„Today’s paper“ ist aus zwei Gründen sehr interessant:

1. Sie verbindet inifinite scrolling mit der Papier-Metapher:

„Paper—the paper—is an incredibly efficient medium for large quantities of text. It’s dense and rich with context. The paper provides for limitless, beautiful designs. It provides opportunities for serendipity—stumbling upon a wonderful piece of journalism you weren’t looking for. And the paper has bounds. It is an antidote to the endless stream.

There are digital thinkers in our business who seem to have demonized legacy platforms, paper chief among them. An app called Today’s Paper, in 2013, seems hopelessly backward. But we’re not trying to recreate the paper on the screen. We’re trying to recreate the things that people love about the paper on a screen: information density, serendipity, beautiful design, and bounds. (The Magazine, Evening Edition, O Globo, others are trying this.)“

2. Die Zielgruppe sind ältere Personen, traditionell Leser der analogen Version. Die App soll vor allem sie ansprechen und keine Konkurrenz zur Webseite sein:

„In my view Today’s Paper represents a transition for newspapers and news reading. It certainly does not replace our native apps on other platforms; it complements them.“

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