Im Corona-Lockdown 1 habe ich die Webseite des Forum Queeres Archiv München neu gemacht. Im Corona-Lockdown 2 habe ich mich darum gekümmert, die Bibliothek und die fast 700 Poster umfassende Sammlung von Postern aus der LGBTI*-Szene aus München, Bayern und Deutschland ins Digitale zu hieven.
Ich will hier kurz beschreiben, welche technischen und organisatorischen Überlegungen dabei eine Rolle gespielt haben.
Was war das Ziel?
Ziel war es, die Bilder von Postern und die dazugehörigen Meta-Daten möglichst strukturiert und durchsuchbar online zu stellen. Die Webseite basiert auf WordPress, es lag deshalb nahe, auch für das digitale Archiv auf das CMS zu setzen. Die technischen Hürden zum Bearbeiten sollten deshalb so gering wie möglich gehalten werden. Es bietet sich deshalb an, auf ein bereits eingeführtes und bekanntes System zu setzen.
Technisch bedeutet das: Wir brauchen ein Back- und ein Frontend und die Möglichkeit, strukturierte Daten zu importieren. Und Low-Maintance natürlich.
Welche Plugins gibt es?
Ich habe drei grundsätzliche Wege identifiziert, ein digitales Archiv auf WordPress-Basis aufzusetzen. Es handelt sich dabei um die folgenden drei Plugins, deren Vor- und Nachteile ich skizzieren werde:
- Culture Object: „An open source WordPress plugin for getting museum objects online“
- Tainacan
- WooCommerce: Das bekannte E-Commerce-Shop-System
Option 1: Culture Object
Culture Object setzt auf WordPress Custom Post Types, um sie zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Museen und Archive einzusetzen.
Vorteile
- Angepasst auf die Bedürfnisse eines Archivs
- im positiven Sinne minimalistisch: Es gibt nur das, was notwendig ist.
- Massenimport von Daten im CSV-Format möglich
- Gute Dokumentation
Nachteile
- kein Front-End: Um das WordPress-Theme muss man sich extra kümmern.
Option 2: Tainacan
Tainacan ist eine Software, um Objekte im Backend zu managen und im Frontend darzustellen. Das Plugin hat eine aktive Community und wird maßgeblich von einer brasilianischen Universität vorangetrieben. Die Zielgruppe sind kleine Museen und Archive.
Offiziell ist Tainiacan „nur“ ein WordPress-Plugin. Eigentlich ist es aber eine Standalone-Software, die WordPress lediglich als Aufsetzpunkt nutzt. Die eigentliche Implementierung ist in JavaScript mittel VueJS.

Vorteile
- Backend und Objektmanagement mit durchdachtem Konzept von Taxonomien und Filtern
- Filter- und Suchsystem für das Frontend
- Import von Massendaten (und Export)
- Implementiert eine Rest-API
- aktive Weiterentwicklung
Nachteile
- (Zu) viele Teile der Dokumentation sind nur auf Portugiesisch.
- Das Design des Frontends bzw. des WordPress-Themes sind zu dominant. Gleichzeitig ist es umständlich, das Plugin elegant optisch in ein anderes WordPress-Theme einzubinden. Zum Beispiel wird im CSS mit `!important` gearbeitet
Option 3: WooCommerce
WooCommerce ist das dominante E-Commerce-System in der WordPress-Welt. Es kann auch das, was eine digitale Sammlung braucht: Objekte, deren Bildern und Metadaten darstellen.
Vorteile
- Für jedes Problem gibt es irgendwo schon eine Lösung
- Frontend bindet sich nahtlos in WordPress-Themes ein und funktioniert auch mobil gut
- Massenimport von Daten via CSV-Format möglich
- Strukturierte Metadaten über Product Attributes und zusätzliche Custom Fields gut möglich
Nachteile
- Es gibt 1001 Filter- und Suchplugins für WooCommerce. Eines zu finden, das hält, was es verspricht ist nicht ganz einfach
- Das Shop-System muss erst von allen „Verkaufen“-Indizien befreit werden
Für was habe ich mich entschieden?
Recht lange habe ich mit Tainacan geliebäugelt, sogar Dokumentation aus dem Portugiesischem mit Hilfe von Deepl ins Englische übersetzt und eine Testversion aufgesetzt. Doch die Implementierung des Frontends hat mich davon abgehalten, es für das digitale Archiv auszuwählen: Das Umbauen hätte zu viel Zeit gekostet.
Am Ende ist es WooCommerce geworden. Ich wollte wenig am Frontend rumbasteln, sondern die Lösung sollte möglichst out-of-the-box mit dem im ersten Lockdown aufgesetzten Theme der Hauptseite harmonieren.