Wenn eines gibt, das mich in Sachen digitalem Archivwesen am meisten Kopfzerbrechen macht: Dass Digitales selten systematisch gesammelt wird.
Einfach Beispiel aus München: Nimmt man die Poster und anderes aus dem Forum Queeres Archiv München als Grundlage, könnte man denken, dass ab den 90ern, frühen 00er-Jahren immer weniger Parties stattfanden. Möglicherweise stimmt das auch – mit den vorliegenden Postern und Flyern lässt sich das aber gar nicht beantworten. Denn eingeladen wird schon seit fast Jahrzehnten fast ausschließlich digital: Facebook-Einladungen, Insta-Posts usw..
Dazu Tilman Baumgärtel bei Zeit Online, Anlass: Der Angriff auf das Internet Archive
Dabei gibt es in Bezug auf andere Medien große Sammelleidenschaft. Während es weltweit große und kleine Bibliotheken, Archive und Museen für analoge Bücher, Landkarten, Tonträger, Bilder oder die Briefe und Nachlässe von Künstlern, Autoren und Wissenschaftlern gibt, werden Inhalte aus dem Internet bisher kaum systematisch gesammelt und erhalten. Einige Bibliotheken sammeln zwar auch Webinhalte, aber nicht ansatzweise in vergleichbarer Vollständigkeit.
Archive von Städten und Gemeinden, Unternehmen, Kirchen und anderen Organisationen sammeln pflichtbewusst das gedruckte Material und die schriftlichen Akten, die ihre Auftraggeber produzieren, und verzeichnen sie in Katalogen und Indexen. Aber die Websites dieser Organisationen, die Facebook-Postings und die YouTube-Videos, die viele Städte oder Unternehmen auch produzieren, gehören selten zum Sammlungsauftrag. Selbst mit dem E-Mail-Verkehr tun sich traditionelle Archive oft schwer.